Touristisches Ortseingangsschild von Westkapelle mit Deicharbeiter

 

Westkapelle – Vom Arbeiterdorf zum Urlaubsort!

Zugegeben, im Konzert der ganz bekannten Urlaubsorte in Zeeland spielt Westkapelle wohl nur eine zweite Geige. Und das, obwohl dort mit dem Leuchtturm wohl das bekannteste Wahrzeichen von Walcheren steht. Aber ich sage, das mit der zweiten Geige, das macht so rein gar nichts und hat sogar seinen ganz eigenen Reiz. Ich halte es da mit der Künstlerin Charley Toorop, die in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts in Westkapelle lebte und zahlreiche Bilder schuf. Die Tochter des noch bekannteren  Jan Toorop zog vom Elternhaus in Domburg nach Westkapelle, weil ihr das Leben mit Fischern und Deicharbeitern ehrlicher und realistischer vorkam, als in dem damals schon als Badeort berühmten Domburg zu malen. Und irgendwie ist es ja heute noch so. In Domburg schlürfen die Gäste Austern, in Westkapelle gibt es Frietjes. Ich mag im übrigen beides und ich finde beide Touristenorte haben so ihren ganz eigenen Charme.
Backstein Leuchtturm in Westkapelle, See im Vordergrund

Die Mutter aller Leuchtürme: ‘t Hoge Licht in Westkapelle

Kleinod ganz groß: Ausflüge in und um Westkapelle

Aber zurück zu Westkapelle, denn um den Ort am westlichsten Zipfel von Walcheren soll es ja hier gehen. Meistens haben kleine, aber berühmte Ortschaften ein Problem: Die Besucher betrachten das Dorf oft wie eine Art Puppenstube oder eben wahlweise als Pflichttermin auf einer langen Liste. Dabei werden die eigentlichen Glanzpunkte solcher Sehenswürdigkeiten gern übersehen. Beispiel:  In Zeeland ist die seit Urzeiten erzählte Geschichte vom Menschen am Meer überall spürbar. In Westkapelle ist diese Beziehung malerisch und spannend in Szene gesetzt.

Architekturgeschichte ist sicher nicht jedermanns Sache, aber in Westkapelle findet sich die Baustruktur vom Leben am Meer aus vielen Jahrhunderten. Das Zusammenspiel von Leuchtturm, Deich und Poldern ist hier genau zu besichtigen, was übrigens auch so manches originelle Fotomotiv hergibt.

Es braucht aber auch immer etwas Zeit, um der Historie nachzuspüren. Leuchttürme, Angeln und der Deich – diese Dreiheit mag zutreffen. Doch bei einem Besuch in dem Örtchen an der Küste könnt ihr noch viel mehr entdecken. Die Historie auch optisch einfangen – z.B. im Polderhuis.
Polderhuis Westkapelle außen mit Fahne vom VVV

Die Geschichte Westkapelles in einem Museum – das Polderhuis

Im Untertitel heißt die Ausstellung „Kriegsmuseum“. Tatsächlich ist es aber viel mehr. Das Polderhuis dokumentiert die Geschichte Zeelands von  Urzeiten an. Es ist der kulturelle Mittelpunkt des Dorfes, in der Hochsaison auch zentrale Anlaufstelle für alle touristischen Fragen.
Und es ist ganz einfach ein tolles Café.

 

Westkapelle: Leuchttürme und den Deich im Blick

Auf der Halbinsel Walcheren gelegen hat Westkapelle gerade einmal um die 2600 Einwohner. Vom Meer umgeben aber  gleich zwei Leuchttürme, der älteste davon ist mehr als 500 Jahre alt. Aus gut 50 Kilometern Entfernung sind diese für das maritime Leben so wichtigen Leuchtfeuer zu sehen. Beide Leuchttürme strahlen weit auf das Meer hinaus und die Schiffe finden seit Jahrhunderten hier den Weg in die großen Häfen etwa von Antwerpen oder Terneuzen ganz in der Nähe. So ist auch das Dorf selbst entsprechend angelegt, das Zusammenspiel zwischen Land und Meer ist architektonisch allerorten erkennbar.



 

Und natürlich ist der Deich, der sich übrigens zum Wandern und Rad fahren nutzen lässt, der imposante Fixpunkt in Westkapelle. Die Ortschaft wurde im Laufe der Geschichte mehrfach verwüstet, die Architektur und Bauten in der Region sind dem Schutz vor den Gewalten der Natur geschuldet. Selbst Autos können auf dem Deich fahren, was sicher auch für Fotofreunde ziemlich originelle Motive zu bieten hat. Ganz sicher aber genießen Wohnmobilisten diese Möglichkeit mit ihrem Gefährt ganz nah am Meer zu parken. Der Hauptstrand zieht sich entlang des gesamten Dorfes. Wenn du es in der Hauptsaison etwas ruhiger magst, dann solltest du ein wenig Richtung Süden ausweichen. Von der Rettungsstation mit Radarturm gen Zoutelande solltest du ruhigere Strandabschnitte finden.
Blick über das Dorf Westkapelle vom Leuchtturm aus

Westkapelle vom höchsten Standort des Dorfes – dem Leuchtturm

 

Radtouren und Spaziergänge um Westkapelle

Zeeland ist berühmt für lange und abwechslungsreiche Fahrradtouren. Ihr findet dazu in Westkapelle jede Menge Möglichkeiten. Auf dem Weg nach Domburg zum Beispiel könnt ihr, je nach Windrichtung und -Stärke, nah am Meer, auf dem Deich oder unterhalb des Schutzwalls radeln. Richtung Zoutelande geht es entweder durch den schmalen Wald unterhalb des Deichs oder an der Straße entlang. Versuchen solltet ihr auch einmal die kaum befahrenen Verbindungsstraßen zwischen den Höfen im Hinterland – hier findet ihr herrliche Ruhe.
Natürlich können die Wege auch für einen Spaziergang genutzt werden. Wenn du das Wandern magst, solltest du auf jeden Fall den Westkapelle Kreek, also den Bach von Westkapelle umrunden. Wobei das Wort Bach wohl nur auf den schmalen Streifen im Landesinneren zutrifft. Richtung Meer wirkt das Gewässer eher wie ein See. Dort ist auch vielleicht der beste Einstieg für die Spazierrunde – nämlich unterhalb der Rettungsstation der KNRM (Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij).

In Westkapelle gibt es noch einen dritten Leuchtturm. Innerhalb des Deichs gelegen und im Kriegsmuseum vor Ort ist dieser Richtungsweiser für Schiffe freilich nie in Betrieb gegangen, er lässt sich heute aber dennoch besichtigen.

 

Die lange Geschichte des Tourismus in der Region

Sicher wäre es vermessen, die Aktivitäten der Hanse im Mittelalter oder die Handelsströme der Neuzeit mit modernem Tourismus zu vergleichen. Aber Westkapelle ist aufgrund der beschriebenen Leuchttürme und der optimalen geographischen Lage schon immer ein echter Hotspot samt Kirche und Bürgerhäusern gewesen. Nach Flutkatastrophen und Kriegen immer wieder erneuert, findet ihr dort die komplette Infrastruktur, die ein Touristendorf braucht.
Touristen sitzen auf Terrasse einer Brasserie in Westkapelle

Eines der zahlreichen Lokale in Westkapelle

Ich finde, dass sich Westkapelle in den letzten drei, vier Jahren nochmals besonders herausgeputzt hat. Es gibt immer mehr kleinere Läden mit ganz individuellen Angeboten. Einige Dinge ändern sich hingegen wohl nie. Am Markt konkurrieren schon immer zwei wirklich ausgezeichnete Frituur. Auch die benachbarte Gaststätte „DeTijd“ gibt es – Achtung Wortspiel –  schon seit Urzeiten. Und ohne den Asiaten auf der Zuidstraat oder dem Frittenkiosk am Polderhuis wäre Westkapelle nicht Westkapelle. Lebensmittel bekommt ihr in einem „Spar“ in der Koestraat.

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Ihr findet einige kleinere Hotels im Ortszentrum. Viele Vermieter haben, teilweise in Hinterhöfen, Ferienwohnungen eingerichtet. Vereinzelt werden auch noch einfache Touristenzimmer vermietet. Das große Hotel Fletcherhotel Zuiderduin liegt auf halber Strecke zwischen Zoutelande und Westkapelle. Die großen Campingplätze sind ebenfalls am Ortseingang am Joossesweg. Natürlich findet ihr im Hinterland auf den Bauernhöfen auch jede Menge Mini-Campingplätze. Aber ihr merkt es wahrscheinlich schon, es ist alles beschaulich und übersichtlich, wie eben die gesamte touristische Atmosphäre in Westkapelle.

 

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