Ringreiten: Sport oder kulturelle Tradition?
Neulich las ich mal einen Artikel über das Verschwinden der Pferde nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa. Zwar gab es Autos schon früher. Aber die für Personen- und Lastverkehr seit Jahrtausenden unverzichtbaren Gäule gehörten damals zum Stadtbild in Europa. Auf Walcheren und damit in Zeeland war das nicht anders: Pferde sind für den Menschen zu früheren Zeiten extrem wichtige Nutztiere gewesen, die entlang des Deichs und der Küste die örtliche Infrastruktur entscheidend mitbestimmten. Davon ist heute natürlich kaum mehr etwas zu sehen. Die Beziehung von Mensch und Pferd aber ist zumindest kulturell als besonderes Spektakel erhalten geblieben. Davon zeugt die auf Walcheren beliebte Tradition des Ringreitens.
Eine lange Geschichte auf Walcheren
Bevor wir uns die Regeln und Rituale genauer anschauen, hier ein Blick in die Historie: Ringreiten, ein Brauch, der mit dem Ringstechen eng verwandt ist, gibt es in Zeeland als sportliches Event schon seit dem Mittelalter. Und natürlich organisiert alles die Zeeuwse Ringrijders Vereniging.
Erste Aufzeichnungen zum Ringreiten in Zeeland datieren aus dem 13. Jahrhundert. Damals bekamen die Pferdeknechte sogar extra einen freien Tag im Jahr, um sich am Ringreiten beteiligen zu können. In Middelburg veranstalteten solche Turniere sogar die Mönche von der Bruderschaft St. Joris. Freilich kämpften in vergangenen Jahrhunderten in erster Linie die Adeligen gegeneinander. Ringreiten war ein inszeniertes Schauspiel für die sensationshungrigen Menschen aus der ärmeren Bevölkerung. Im Prinzip ist Ringreiten eine Fortführung der Ritterturniere aus dem Hochmittelalter, eine für Zeeland typische Folklore mit durchaus anspruchsvoller Symbolik.
Warst du auch schon bei einem Turnier der Ringreiter? Dann schick uns doch ein Photo davon. Schreibe kurz den Ort und eventuell deinen (Vor-)Namen dazu und ab die Post: mail@info-zeeland.de. Oder nutze unsere sozialen Seiten (Button rechte Sidebar ganz unten) bzw. WhatsApp (Button am oberen rechten Bildrand). Wir veröffentlichen dein Foto in der Rubrik “Eure Tipps”.
Warst du auch schon bei einem Turnier der Ringreiter? Dann schick uns doch ein Photo davon. Schreibe kurz den Ort und eventuell deinen (Vor-)Namen dazu und ab die Post: mail@info-zeeland.de. Oder nutze unsere sozialen Seiten (Button rechte Sidebar ganz unten) bzw. WhatsApp (Button am oberen rechten Bildrand). Wir veröffentlichen dein Foto in der Rubrik “Eure Tipps”.
Ringreiten – Regeln aus verstaubter Historie
Früher war Ringreiten den Verheirateten verboten. Zu gefährlich erschien das Ziel, mittels der Lanze den Ring zu durchstechen und galoppierend über die ausgewiesene Bahn zu bringen. Knochenbrüche und Todesfälle bei Mensch und Tier waren zu früheren Zeiten die Regel. Heute ist ein solches Spektakel viel sicherer.Die Einheimischen auf Walcheren halten sich im Zeitalter des Traktors ganz bewusst Pferde nur um sich äußerst gerne bei diesem Ringstechen miteinander messen.
Besonders spannend ist auch das „Sjezenrijden“ als besondere Variante. Hierbei sitzen die Ringstecher tatsächlich in einer Kutsche, die natürlich geschmückt ist. Ein Paar auf der Kutscherbank ist mit mindestens genauso viel Elan dabei wie beim gewöhnlichen Ringreiten. Alle Veranstaltungen zum Ringreiten oder zum Sjezenrijden findest du übrigens in unserem Eventkalender.
Besonders spannend ist auch das „Sjezenrijden“ als besondere Variante. Hierbei sitzen die Ringstecher tatsächlich in einer Kutsche, die natürlich geschmückt ist. Ein Paar auf der Kutscherbank ist mit mindestens genauso viel Elan dabei wie beim gewöhnlichen Ringreiten. Alle Veranstaltungen zum Ringreiten oder zum Sjezenrijden findest du übrigens in unserem Eventkalender.
Wie wird Ringreiten gespielt?
Es gibt klare Regeln. Die eigentliche Bahn für die Pferde ist 36 Meter lang, die Seiten sind mit Pfählen abgesperrt. Die Enge der Gasse zum Reiten ist hier Absicht um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. In der Mitte steht eine Art Tor zum Passieren, dort spannen die Ringreiter eine Leine für den befestigten Ring. Interessanterweise liegt es bei den Reitern selbst, die Lage des Ringes zu bestimmen – es gibt ja Links- wie Rechtshänder! Mit exakt 38 Millimetern ist der Ring genau bemessen und steckt an der Halterung, wobei der Ringreiter dieses kleine Utensil bei vollem Galopp durchstechen muss. Danach ist der Ring entlang der gespannten Leine bis ins Ziel zu bringen und wer hier nur einen Moment lang in der Konzentration nachläßt, der verliert den Ring und damit die Runde.
Die gewaltigen Zossen müssen für das Ringreiten dressiert werden
Auch das Pferd muss so dressiert werden, um einige Regeln einzuhalten. Galopp ist Pflicht. Wenn der Vierbeiner zum Trab ansetzt, dann gibt’s nur noch zwei weitere Versuche! Die Veranstaltungen gehen über einen ganzen Tag und am Ende wird gezählt, wer die meisten Ringe durchstechen und vor allem ins Ziel bringen konnte. In der Praxis ist das zwar ein großes Gaudi beim Zuschauen. Aber für die Reiter und vor allem die Tiere bedeutet es harte Arbeit bei höchster Konzentration. Doch das ist nichts im Verglecih zum Ringreiten in grauer Frühzeit. Da musste obendrein noch ein Gegner mittels Lanze vom Pferd geworfen werden. Verletzungen und Todesfälle waren mit Sicherheit bei solch roher Auslegung kaum zu vermeiden.
Falls dich der Sportsgeist packt, kannst du das Ringreiten auch im Norden Deutschlands und in Skandinavien anschauen. Dabei bestehen allerdings kleine Unterschiede zum Ringstechen auf Walcheren, zum Beispiel bei den Spitzen der Speere.
Falls dich der Sportsgeist packt, kannst du das Ringreiten auch im Norden Deutschlands und in Skandinavien anschauen. Dabei bestehen allerdings kleine Unterschiede zum Ringstechen auf Walcheren, zum Beispiel bei den Spitzen der Speere.
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